PAK - Metaboliten im Urin
Abstrakt: Humanbiomonitoring auf PAK-Metaboliten im Urin von Kindern aus Wohnungen mit PAK-haltigem Parkettkleber
Ergebnisse aus der umweltmedizinischen Sprechstunde des Frankfurter Gesundheitsamtes
Heudorf, Ursel; Angerer, Jürgen
Aufgrund früherer Anwendung von Parkettklebern auf Teerbasis kann es bei Alterung und Beschädigung des Parkettbodens zu hohen Kontaminationen des Hausstaubs mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), resp. Benzo(a)pyren (BaP) kommen. In der Raumluft konnten praktisch nie erhöhte BaP-Kontaminationen gefunden werden. Demzufolge ist für Erwachsene und größere Kinder keine erhöhte inhalative BaP-Belastung in solchen Wohnungen abzuleiten. Für kleine Kinder aber, die BaP-belasteten Hausstaub oral über Hand-Mund-Kontakt aufnehmen können, ist eine Zusatzaufnahme von PAK, resp. BaP jedoch anzunehmen. Eine erste Untersuchung bei 60 Kindern zeigte auch eine ? allerdings nicht signifikante ? Tendenz zu höheren PAK-Metaboliten im Urin im Vergleich zu 23 Kontrollkindern. Hier werden die Humanbiomonitoring-Ergebnisse von 347 Kindern unter 6 Jahren vorgestellt, die in den ehemaligen US-Housing in Frankfurt am Main in Wohnungen mit alten Parkettfußböden wohnen und deren Urine im Rahmen der speziell für diese Bewohner eingerichteten umweltmedizinischen Sprechstunde des Gesundheitsamtes untersucht wurden. Probanden und Methoden: Alle Bewohner der ehemaligen US-Housing konnten sich untersuchen lassen, ohne jegliche Ausschlusskriterien. Insgesamt nahmen 1213 Bewohner dieses Angebot wahr, darunter 347 Kinder unter sechs Jahren. In den Spontanurinen wurden die monohydroxylierten Phenanthrene und 1-Hydroxypyren nach Anreicherung auf einer Vorsäule mittels HPLC getrennt und durch Fluoreszenzdetektion analysiert. Die Nachweisgrenze für die einzelnen Metaboliten lag bei 5 ng/l. Ergebnisse: Untersuchungen des Klebers zeigten, dass in mehr als einem Drittel der Wohnungen kein teerhaltiger Kleber verwendet worden war; in einem weiteren war die BaP-Belastung zwischen 10 und 3000 mg/kg, in einem weiteren Drittel lag sie über 3000 mg/kg. Weniger als 10% der Hausstäube enthielten über 1 mg BaP/kg, in etwa einem Prozent der Proben wurde mehr als 10 mg BaP/kg gemessen. Insgesamt war kein Einfluss der BaP-Konzentration im Kleber oder Hausstaub auf die PAK-Metabolitenausscheidung der Kinder zu erkennen. Die Metabolitenausscheidung im Urin der Kinder aus den Wohnungen ohne oder mit teerhaltigem Parkettkleber wies keine signifikanten Unterschiede auf. Die Medianwerte der 1-, 2-, 3-, 4-Hydroxyphenanthrene und von 1-Hydroxypyren der Kinder aus Wohnungen ohne Teerkleber betrugen 427, 227, 362, 42 und 184 ng/g Kreatinin, die der Kinder aus den Wohnungen mit über 3000 mg BaP/kg Kleber 467, 222, 368, 48, 152 ng/g Kreatinin. Diskussion: Durch diese größere Untersuchung konnten frühere Ergebnisse kleinerer Untersuchungen bestätigt werden. Teerhaltiger Parkettkleber in der Wohnung führt bei Kindern unter sechs Jahren, die gegenüber Bodenstaub exponiert sind, nicht zu einer statistisch signifikanten Zusatzbelastung an PAK. Vor diesem Hintergrund kann für Bewohner solcher Wohnungen keine Gefahr postuliert werden, die eine Sanierung erforderlich machten. Aus Vorsorgegründen sind jedoch beim Überschreiten bestimmter BaP-Konzentrationen im Hausstaub Minderungsmaßnahmen zu empfehlen.
Der Originalartikel ist in der Publikation:Umweltmedizin in Forschung und Praxis (Band 5, Nr. 4 / 2000) erschienen.
Komplettes Abstract unter: dx.doi.org/10.1065/ufp2000.07.001